Einführung und Bewertung der Makro-Konverter II

Um sich die Verhältnisse nochmals vor Augen zu halten: Bei einer Portrait-Aufnahme, z.B. den Kopf eines Menschen in der Höhe formatfüllend abzubilden, handelt es sich noch um eine Makroaufnahme, weil der Abbildungsmaßstab ca. 24 cm / 2,4 cm = 10 beträgt. Selbst wenn der Kopf eines Menschen aus ca. 25 Metern formatfüllend mit einem Makroadapter bestehend aus einem 500er Tele und einem 50er Normalobjektiv aufgenommen worden ist, ist die Aufnahme immer noch eine Makroaufnahme.

In der Regel werden Portraitaufnahmen in einem Abstand von 1,5 bis 2,5 Metern gemacht, um eine perspektivische Verzeichung (z.B. der Nase) der vorderen Gesichtspartie zu verhindern. Wie ist aber die Aufnahme einer kleinen Karaffe von 10 cm x 10 cm einzuordnen, wenn man diese aus 4 Metern Entfernung in der Höhe formatfüllend aufnehmen möchte? Maßstäblich ist es natürlich eine Makro- aufnahme. Betrachtet man die kleine Karaffe aber vom Aufnahmestandpunkt aus, hat man wegen ihrer Größe das Gefühl eine Fernaufnahme zu machen. Für die Einordnung ist also nicht die Entfernung zum Objekt, sondern allein das Verhältnis der Größe des Objekts im Original zur Größe auf dem 35 mm Normalbild bzw. Chip entscheidend. Die Entfernung hat nur indirekt damit zu tun.

Technisch gesehen gelten bei den Adaptern für Fernaufnahmen prinzipiell ähnliche Verhältnisse wie bei den Makro- bzw. Mikroadaptern nur mit dem Unterschied, dass bei den Adaptern für Fernaufnahmen die Abstände zwischen dem vorderen Teleobjektiv und dem hinteren Normalobjektiv bzw. Weitwinkelobjektiv kürzer und damit die Entfernungen zum Objekt weiter sein müssen, um scharfe Bilder aufnehmen zu können. Zudem macht es wenig Sinn bei den Mikroadaptern im höheren Bereich des Abbildungsmaßstabes ein Teleobjektiv der Brennweite 400 mm oder 500 mm einzusetzen, weil die Balgenauszüge für die hier vorliegenden geringen Entfernungen zu den Objekten, viel zu gering sind und auch weitere Zwischenringe nicht helfen.

Im Gegensatz dazu macht es aber Sinn die Teleobjektive mit Balgengeräten für Fernaufnahmen einzusetzen, weil hierdurch eine gute und schnelle Anpassung des Abstandes zwischen dem vorderen Teleobjektiv und dem hinteren Normal- objektiv bzw. Weitwinkelobjektiv möglich wird.

Bei Makro- und Mikroaufnahmen hat man hinsichtlich der Lichtverhältnisse besondere Probleme, weil die Gegenstände meist klein sind, die im Verhältnis zu ihrer Größe aus weiter Entfernung bei einem großen Abbildungsmaßstab fotografiert werden sollen. Durch den kleinen Bildwinkel einer z.B. 1.200 mm Gesamtbrennweite hat man aus weiterer Entfernung meist nur auf einen Gegen- stand bzw. nur einen Teil des Gegenstandes im Blick. Die zur Scharfstellung erforderliche Hell- und Dunkel-Abtastung bezieht sich meist nur auf das eine Objekt bzw. Teilobjekt und gibt kaum Unterschiede zu erkennen, wenn nicht ausreichend Licht auf das Objekt kommt.

Das merkt man u.a. daran, dass die Kamera nicht scharfstellen kann und ein Warnsignal abgibt. Hier hilft dann nur ein Schwenk auf ein gleich weit entferntes Objekt mit besseren Lichtverhältnissen, Scharfstellung durch Halbdurchdrücken des Auslösers, Schwenk zurück und Vollauslösung. Wegen der langen Brenn- weite muß man aber meist mit Selbstauslöser arbeiten, um ein Verwackeln zu vermeiden; hier hilft dann nur die Zwischenspeicherung der Schärfeeinstellung über eine Sondertaste.

Man kann sich aber mit einfachen Mitteln bei Sonnenlicht behelfen, indem man mittels Taschen- bzw. Rasierspiegel Licht gezielt auf ein weiter entferntes Objekt bringt. Sofern möglich sollte mit mehreren Blitzlichtgeräten gearbeitet werden. Will man z.B. Vögel in einem Vogelnest im Garten beobachten und aufnehmen, kann man aus ca. 5 Metern Entfernung gute Aufnahmen machen, wenn man neben dem Nest in ca. 1 Meter Abstand rechts und links ein Blitzlicht mit optoelektonischer Fernzündung aufhängt und diese Blitzgeräte durch ein aufge- stecktes externes Blitzlicht - welches nicht weit vor der Aufnahme aufblitzt - auslösen läßt. (unbedingt überprüfen!)