Handhabung der Tele- und Makro-Konverter (2)

Exaktes Scharfstellen

Im Amateurbereich (s. J. Scheibel, Das Minolta Buch, S. 133) wird üblich zwischen drei Aufnahmebereichen unterschieden:

- Landschaftsfotografie in einem Bereich von 8 Metern bis unendlich,
- Gruppenaufnahmen von ca. 2,5 Metern bis 8 Metern,
- Portraitaufnahmen von 1,5 bis 2,5 Metern.

Zudem wird in Bezug auf den Abbildungsmaßstab unterschieden in:

- Fern-Aufnahme von 1 : unendlich bis 1:10 (Unendlich-Einstellung bis 10-fache
  Verkleinerung des Objekts,
- Nah-Aufnahme von 1:10 bis 1:1 (auch Makro-Aufnahme genannt),
- Lupen-Aufnahme von 1:1 bis 60:1 (auch Mikro-Aufnahme mit einstufiger
  Abbildung nur durch ein Objektiv),
- Mikroskop-Aufnahme ab 25:1 und größer (Aufnahme am Mikroskop mit
  zweistufiger Abbildung durch Objektiv und Okular).

Herr Prof. Dr. Croy (s. Alles über Nahaufnahmen, S. 14) grenzt dagegen die Gesamtheit der Nahaufnahmen ab einem Abbildungsmaßstab von 1:1 bis 25:1 in Makroaufnahmen bzw. Lupenaufnahmen und über einem Abbildungsmaßstab von 25:1 in Mikroskopaufnahmen ab. Mehrere andere Autoren haben sich der Unter- scheidung nach Prof. Dr. Croy angeschlossen.

Die Canon-Reihe - Erfolgreich Fotografieren 1 - verweist auf das Seite 6 darauf, dass alles was ohne zusätzliche Hilfsmittel von "unendlich" bis höchsten 10-facher Verkleinerung als Ferne und alles von 1:10 bis 1:1 als Makro bezeichnet wird. Auch mit einem Teleobjektiv lassen sich Makroaufnahmen erzielen. Zudem legt ein DIN-Standard fest, dass alles was größer als die Originalgröße abbildet als Mikroaufnahme bezeichnet wird und zwar in einem zweistufigen Bereich 1:1 bis 3:1 und über 3:1. Für den Bereich über 3:1 verwendet man kein normales Objektiv mehr sondern ein Lupenobjektiv.

Als Bezugsgröße wird das Kleinbildformat 24 x 36 mm verwendet. Um eine Fernaufnahme handelt es sich also, wenn die Abbildung größer als die 10-fache Verkleinerung des Originals ist. Bei einer Nahaufnahme wird dagegen zwischen 10-fach verkleinert und natürlicher Größe abgebildet. Alles was gegenüber der Originalgröße des Objekts vergrößert abgebildet wird soll als Makro bzw. Mikroaufnahmen bezeichnet werden. Detaillierter werden hier verschiedene Vorsatzgeräte mit Zwischenringen und/oder Balgen sowie Adapterringen bis zu einem Abbildungsmaßstab von 16:1 behandelt.

Im Bereich der Fernaufnahme unter Anwendung der Telekonverter sollte man zunächst überschlägig ermitteln, welcher Konvertyp erforderlich ist. Was im Bereich der optischen Größen schon immer für die Spiegelreflextechnik galt, gilt auch heute noch für die Digitaltechnik. Prof. Dr. Croy hat schon 1943 in seinem Buch - Das Auge meiner Kamera, S. 22 ff - dargestellt wie wichtig es ist, überschlägige Rechnungen anzustellen, um sich nicht zu wundern, dass später auf dem Film nichts zu sehen ist. Heute hat man es zwar mit des Displays in der Digitaltechnik wesentlich einfacher. Eine überschlägige Rechnung ist aber dennoch angebracht um zu verhindern nochmals den Telekonverter zu wechseln oder umbauen zu müssen. Beispiel:

Ein jüngeres Pferd (ca. 1,8 Meter groß) soll im Abstand von ca. 150 Metern auf dem 35 mm Film in einer Größe von ca. 12 mm abgebildet werden. Das Bild soll also in der Höhe zur Hälfte ausgefüllt werden. Welcher Telekonverter ist erforderlich?

Der Verkleinerungsfaktor ist (V=y'/y= 12mm/1.800mm =1/150). Die Brennweite beträgt (f=E/V= 150.000 mm/150) = 1.000 mm. Will man diese Aufnahme mit der Sony MVC CD500 bei einem Bildformat von 1280 x 960 Pixeln machen so kann ein Telekonverter (3x2x35x6=1.260) des Typs 2/12, bestückt z.B. mit dem Sniper 4.5/300 verwendet werden.

Oder in anderer Richtung. Mit welcher Brennweite wurde ein jüngeres Pferd (ca. 1,8 Meter groß) aus 150 Metern fotografiert, wenn es auf einem Bild von 1280 x 960 Pixel, welches auf 800x600 Pixel (16 cm in Höhe bei 1024 x 768 Bild- schirm) reduziert wurde, noch 2,2 cm groß ist?

Bezogen auf 35 mm Kleinbild entspricht die Größe (24/(16/2,2))= 3,3 mm. Damit ergibt sich V= 1/545 und damit die Brennweite zu 275 mm. Siehe hierzu das Bild-Beispiel unter diesem Telekonvertypen bei der Sony Bildgruppe 1 (oberes linke Bild). Die Sony ist hier auf 3-fach optischen und 2-fach digitalem Zoom eingestellt, welches eine Brennweite von 3x2x35=220 mm ergibt. Da die Zahlen nicht ganz übereinstimmen wird der Abstand nicht bei 150 Metern, sondern etwas darunter gelegen haben.

Die exakte Scharfstellung wird über den Sucher oder das LC-Display bei Drehen des Einstellringes am vorderen Teleobjektiv vorgenommen. Im Nahbereich sollte man besser die Zwischenringe gegen ein Balgengerät tauschen, weil der Abstand zwischen dem vorderen Teleobjektiv und dem hinteren Normalobjektiv in weiteren Grenzen stufenlos einstellbar ist. Zuerst ist die Einstellung des Abstandes zum Objekt vorzunehmen und danach die Scharfstellung durchzuführen.

Bei Nahaufnahmen mit Teleobjektiven lassen sich zur Verkürzung der Brennweite Vorsatzlinsen bzw. im Makrobereich unterschiedliche Makrolinsen verwenden. Diese Kombination bei den Konvertern wird vorwiegend anzuwenden sein, wenn man große Abbildungsmaßstäbe kleiner Objekte aus sehr naher Entfernung wünscht und nicht damit zu rechnen ist, das das Objekt fluchtartig das Weite sucht.

Für diesen Fall werden also vor das vordere Teleobjektiv des Konverters die Nahlinsen einzeln oder in Kombination mehrere hintereinander gesetzt, wobei man mit der Nahlinse beginnt, die die größte Dioptrie hat. Selbst wenn man eine Makrolinse hat kann man durch das Vorsetzen von Nahlinsen noch den Abstand zum Objekt verkürzen und so zu höheren Abbildungsmäßstaben gelangen. Für diesen Fall wird aber der Lichteinfall auf das Objekt problematisch, denn bei zwei Zentimetern Abstand zum kleinen Objekt von z.B. 10 mm Durchmesser ist die Abschattung ringsherum derart groß, dass nur noch ein zielgerichteter kleiner Lichtkegel auf das Objekt Abhilfe schafft. Auch zu diesem Bereich der Nah- und Makroaufnahmen sind über das obige Hauptmenue unter Makro I und Makro II sowie Sonstiges verschiedene Aufnahmen zu sehen.

Bei Balgengeräten mit gesondertem Schlitten wird die vordere Standarte des Balgengerätes grob eingestellt, dass ein Bild am hinteren Normalobjektiv des Konverters zu sehen ist. Danach bewegt man die gesamte Apparatur mittels Schlitten auf das Objekt zu bzw. vom Objekt weg, um weiter scharf zustellen. Reicht einem die Bildqualität oder die Größe nicht aus, variiert am sowohl den Abstand zwischen der vorderen und hinteren Standarte des Balgengerätes sowie den Abstand zum Objekt. Sowohl am vorderen Teleobjektiv als auch am hinteren Normalobjektiv läßt sich durch Drehen der Entfernungseinstellringe in Grenzen die exakte Schärfe nachstellen.

Da besonders bei Makroaufnahmen die Schärfentiefe extrem kleine Bereiche aufweist, ist der Blendeneinstellung und der Scharfstellung besondere Aufmerk- samkeit zu schenken. Lieber einen wichtigen Bereich eines Objektes - z.b. auf das Auge eines kleinen Käfers - scharfgestellt, als durchgängige Unschärfe. Das für den Betrachter wichtigste Teil des Objekts muß scharf abgebildet sein, um die Besonderheiten und Feinheiten hervorzuheben.

Die zuvor vorgenommene Scharfstellung der Tele- und sonstigen Konverter war nur für das Auge tauglich; man kann die Telekonverter - wie sich leicht ausprobieren läßt - also auch als Fernrohr nutzen. Wie bei einer Reihe anderer technischer Geräte, wie z.B. bei astronomischen Fernrohr nach Kepler, steht das Bild auf dem Kopf. Mittels Software innerhalb der Kamera oder später mittels Computer und kostenloser Software werden die Bilder gedreht. An das Kopfstehen bei der Aufnahme gewöhnt man sich schnell. Würden Umkehrlinsen eingebaut werden, wäre die gesamte Apparatur zu lang und ließe sich schwer handhaben. Prismen wären eine weitere Möglichkeit. Hieran wird noch gearbeitet. Soll das Kopfstehen ohne Drehen des Bildes verhindert werden bleibt auch die Möglichkeit gleich die Kamera zu drehen. Da die meisten Aufnahmen mit den Konvertern nur unter Zuhilfenahme eines Stativs verwacklungsfrei gemacht werden können, ist das ein nur kleines Problem an deren Handhabung man sich auch schnell gewöhnt.

Schärfentiefe

Während man bei der Aufnahme von Objekten aus größerer Entfernung (1000 mal Brennweite) die Schärfentiefe nicht kontrollieren braucht, weil dies mit der Unendlichkeitseinstellung gleichzusetzen ist, d.h. alles scharf abgebildet wird, hat die Kontrolle ausreichender Schärfentiefe bei Nahaufnahmen und Aufnahmen im Makrobereich, große Bedeutung. Es werden nur solche Teile von Motiven 100%-tig scharf abgebildet, die sich genau in der eingestellten Entfernung befinden. Teile der davor und danach werden allmählich unscharf abgebildet, weil die Schärfe vor und hinter der Einstellebene abfällt.

Bei Nahaufnahmen aus der Ferne - z.B. Vogelnest - muß eine lange Brennweite, und bei der Spiegelreflexkamera ein langer Auszug verwendet werden, um die Vögel genügend groß abzubilden. Hier wird die Aufnahme in Bezug auf die Schärfentiefe keineswegs schlechter sondern nur schwieriger, weil die Schärfen- tiefe bei gleichem Abbildungsmaßstab gleichbleibt, d.h. unabhängig von der Brennweite ist. Wegen der Bedingung des gleichen Abbildungsmasstabes trifft das aber nur zu, wenn man z.B. bei einer Brennweite von 100 mm im Gegensatz zu einer Brennweite von 50 mm, doppelt so weit vom Objekt entfernt ist.

Nimmt man dagegen vom gleichen Standort aus auf, verändert sich der Schärfen- tiefebereich bei Verlängerung der Brennweiten ergeblich; er wird nämlich wesent- lich kleiner! Das sieht man - wenn auch sehr grob - an den Skalen der Objektive. Rechnet man beispielsweise mit einer Blende von 4, einer zuässigen Unschärfe von 1/30 mm (gilt für Kleinbild) und einer Entfernung von jeweils 5 Metern ergibt sich folgendes:

Brennweite (mm)  50      80     105    135    180    240
Beginn (m)          3,95   4,52   4,43   4,82   4,90   4,94
Ende (m)            6,82   5,58   5,32   5,19   5,10   5,06
Bereich (m)         2,87   1,06   0,89   0,37   0,20   0,12

Dies läßt sich z.B. mit der Olympus C-750 UZ (ohne Teleadapter) einfach nachvollziehen. Hierzu wird vom Standort aus ein 10 Meter Bandmaß ausgelegt und in einer Entfernung von 5 Metern das Objekt gestellt. Es wird die Blende 4 vorgegeben und mehrere Aufnahmen vom gleichen Standort aus mit verschie- denen Zoomstellungen vorgenommen. Anhand der digitalen Bilder (exif-Daten) lassen sich die genauen Brennweiten ersehen, von Chip auf Kleinbild umrechnen und mit den Aufnahmen ( Schärfebereich am Bandmaß) vergleichen.

Aus der obigen Aufstellung ergibt sich folgendes: Soll ein Objekt z.B. in der Entfernung von 5 Metern nur in einem Bereich von 6 cm vor und 6 cm nach dem Objekt scharf abgebildet und zur Hervorhebung der Besonderheiten des Objekts alles andere bei Blende 4 in Unschärfe versinken, läßt sich dies nicht mit einer Brennweite von 105 mm erreichen, weil ein 105er Objektiv ca. 40 cm vor und 30 cm nach dem Objekt scharf abbildet. Es muß z.B. ein Festbrennweiten-Teleobjektiv von 240 mm oder ein Zoom-Teleobjektiv von z.B. 300 mm ver- wendet, auf die Brennweite von ca. 240 mm gestellt und auf die Entfernung von 5 Meter scharf stellt werden. Hierbei ist allerdings noch nicht die Größe des Objekts und die Größe der Abbildung des Objekts auf dem Bild berücksichtigt.

Sollte beispielsweise so eine Hornisse aus sicherer Entfernung fotografiert werden ist einleuchtend, dass z.B. eine 35 mm lange Hornisse bei einer Entfernung von 5 Metern und mit einem Teleobjektiv von 240 mm in einer Größe von ca. 6 mm auf einem 35 mm Normalbildfilm aufgenommen werden kann. Will man die Hornisse aus dieser Entfernung fast bildfüllend abbilden, muß man zu einer wesentlich größeren Brennweite - notfalls mit Auszugsverängerung - greifen.


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